Vor Trumps Amtsantritt Euphorische Wall Street
Die US-Anleger setzen ganz auf Donald Trumps Wirtschaftsagenda und treiben dabei die Aktienkurse nach oben. Inflationsängste traten heute zurück. Auch der DAX beendete seine Börsenwoche erfolgreich.
Kurz vor dem Einzug Donald Trumps ins Weiße Haus am Montag bleibt die Stimmung an den US-Börsen euphorisch. Vom Republikaner Trump wird erwartet, dass er eine sehr unternehmensfreundliche Politik verfolgt, mit niedrigen Steuern und weniger staatlichen Vorschriften. Er dürfte aber auch neue Handelskonflikte anzetteln.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg am Ende um 0,78 Prozent auf 43.487 Punkte, der breiter gefasste S&P 500 legte ein Prozent auf 5.996 Punkte zu. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte um 1,5 Prozent auf 19.627 Zähler und markierte im Verlauf bei 19.709 Punkten ein neues Rekordhoch. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 1,66 Prozent hinzu. Die Indizes beendeten damit eine sehr erfolgreiche Börsenwoche mit Gewinnen von bis zu knapp vier Prozent.
Besser als erwartete Erträge der Großbanken und Anzeichen einer Abkühlung der Inflation stimmten die Anleger zuversichtlich. Diese zeigten sich damit hinsichtlich der Zinsaussichten optimistischer, wenngleich dazu von den Geldpolitikern unterschiedliche Signale kamen.
Den von LSEG (London Stock Exchange Group) zusammengestellten Daten zufolge erwarten Händler nun, dass die US-Zentralbank die Zinssätze auf ihrer Sitzung Ende des Monats beibehält, aber im Juli die erste Zinssenkung vornehmen wird.
Die Anlegerstimmung ist ungeachtet der Zinsdiskussion unmittelbar vor der Rückkehr von Trump bestens. Am Montag, wenn in den USA der Handel am "Martin Luther King Day" pausiert, wird er als 47. Präsident der Vereinigten Staaten ins Weiße Haus zurückkehren.
"Selbst wenn es Zölle geben sollte, ist der Grundtenor, dass Trumps Politik wachstumsfördernd sein wird, und Trump ist ein Geschäftsmann, also versteht er etwas von Geld. Aus diesem Grund gehen die Anleger optimistisch in das Wochenende", sagte Adam Sarhan, Geschäftsführer von 50 Park Investment.
Durch einen Medienbericht entfachte Übernahmefantasie beflügelte die Aktien von Intel. Mit 21,62 Dollar standen sie im Hoch so hoch wie seit Anfang Dezember nicht mehr. Der Schlussstand lag dann bei 21,48 Dollar um 9,21 Prozent höher.
Wie die auf die Chipbranche spezialisierte Online-Nachrichtenpublikation SemiAccurate berichtete, erwägt ein ungenanntes Unternehmen Intel "ganz" zu kaufen. In dem Bericht wurde sich auf eine E-Mail des angeblichen Interessenten und die Bestätigung durch einen "hochrangigen Insider" berufen. Intel war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Der US-Konzern entwickelt Chips und fertigt diese auch selbst. Nach dem Rücktritt von Intel-Chef Pat Gelsinger hatten die Manager an der Spitze des Chipherstellers Mitte Dezember eine Abspaltung der Fertigung nicht ausgeschlossen.
Der DAX hat zum Wochenschluss an der Frankfurter Aktienbörse mit dem Tageshoch bei 20.924 Punkten den dritten Rekordtag in Folge hingelegt. Damit setzte sich der jüngste Kaufrausch an der Börse fort, der den Leitindex seit dem Wochenbeginn um rund 900 Punkte nach oben getrieben hat.
Am Ende schloss der deutsche Leitindex heute bei 20.903 Punkten um 1,2 Prozent höher. Bis zur nächsten Tausendermarke bei 21.000 Punkten sind es nun nur noch knapp hundert Punkte oder weniger als ein halbes Prozent.
Der Schlussstand gestern lag bei 20.655 Zählern. Damit hat der DAX in der laufenden Woche rund 3,4 Prozent zugelegt, seit Jahresbeginn sind es fast genau fünf Prozent. Auch der MDAX, der im vergangenen Jahr deutlich hinter dem international ausgerichteten DAX zurückgeblieben war, gewann heute 1,27 Prozent auf 25.834 Punkte.
"Viele der größten deutschen börsennotierten Unternehmen profitieren von der guten Weltkonjunktur, selbst wenn die Produktion nicht mehr in Deutschland, sondern an anderen Standorten stattfindet", begründete DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater die gute Stimmung. Zuletzt hatten auch Inflationsdaten aus den USA und der Start in die US-Berichtssaison für neuen Kursauftrieb gesorgt.
Positive Impulse für die Aktienmärkte kamen am Morgen aus China: Laut offiziellen Zahlen des Nationalen Statistikamtes ist die chinesische Wirtschaft im vierten Quartal im Jahresvergleich überraschend stark um 5,4 Prozent gewachsen. Dies ließ das Wachstum für das Gesamtjahr 2024 auf fünf Prozent ansteigen.
"Auch wenn die Zahlen weiterhin mit allerlei Zweifeln behaftet sind, sie machen Hoffnung, dass das Reich der Mitte das Schlimmste in Sachen Konjunkturdelle vielleicht doch hinter sich hat", sagte Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.
Die US-Wirtschaft wird dieses Jahr nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds unter Präsident Donald Trump deutlich stärker wachsen als bisher gedacht. Der weltgrößten Volkswirtschaft traut der IWF jetzt ein Plus von 2,7 Prozent zu, das sind 0,5 Punkte mehr als bisher gedacht, wie die Finanzorganisation heute in Washington mitteilte.
Ein ganz anderes Bild malen die Experten für Deutschland. Nach zwei Rezessionsjahren 2023 und 2024 dürfte die hiesige Wirtschaft lediglich um 0,3 Prozent zulegen. Damit wurde die bisherige Schätzung um 0,5 Punkte nach unten korrigiert. Die Schwäche der Industrie und hohe Energiepreise sind weiterhin Bremsen. Wachstumstreiber weltweit bleiben neben den USA auch China und Indien.
Der IWF korrigierte deswegen seine Schätzungen zum internationalen Handelsvolumen etwas nach unten. Die Zuwächse dürften 2025 und 2026 bei 3,2 beziehungsweise 3,3 Prozent liegen. Deutschland als starke Exportnation dürfte dies zu spüren bekommen.
Dass die US-Wirtschaft derzeit rund läuft, zeigen auch Daten aus der Industrie. So hat die Industrieproduktion unerwartet stark Fahrt aufgenommen. Im Dezember stieg die Gesamtproduktion gegenüber dem Vormonat um 0,9 Prozent, wie die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) heute in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem Anstieg gerechnet, aber nur um 0,3 Prozent.
Außerdem wurden die Produktionsdaten für den Vormonat nach oben revidiert. Demnach legte die Fertigung im November um 0,2 Prozent zu, nachdem zuvor ein Rückgang um 0,1 Prozent gemeldet worden war. Die Kapazitätsauslastung der Industrieunternehmen stieg im Dezember um 0,6 Prozentpunkte auf 77,6 Prozent. Volkswirte hatten nur mit 77,0 Prozent gerechnet.
Der Euro hat sich heute nicht über der Marke von 1,03 Dollar halten können. Besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten hatten die Gemeinschaftswährung nur kurz belastet, anschließend war der Euro bis auf 1,0331 gestiegen. Zuletzt wurden 1,0271 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0298 (Donnerstag: 1,0272) Dollar festgesetzt,
Am Devisenmarkt hätten sich die Anleger vor der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump am Montag eher zurückgehalten, hieß es von Marktbeobachtern.
Die Ölpreise sind am Abend leicht ins Minus gedreht. Nachdem die Notierungen im frühen Geschäft etwas zulegen konnten, drehten sie im Handelsverlauf in die Verlustzone. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 80,78 Dollar. Das waren 0,66 Prozent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel ebenfalls um gut 0,6 Prozent auf 77,44 Dollar.
Marktbeobachter verwiesen auf die Einigung auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas. Dies sorge für eine gewisse Entspannung der Lage im Nahen Osten, was die Ölpreise bremse.
Allerdings bleiben auch die neuen Sanktionen der USA gegen Russlands Energiewirtschaft im Fokus. Die Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) gehen wegen dieser Sanktionen laut ihrem jüngsten Monatsbericht davon aus, dass der Überschuss an Rohöl in diesem Jahr geringer als bisher gedacht ausfallen dürfte.
Die neue Einschätzung der IEA hatte zur Wochenmitte für deutlichen Auftrieb bei den Ölpreisen gesorgt. Bis zum Freitag haben die Notierungen einen Teil der Gewinne aber wieder abgegeben. Zuletzt hielt sich der Preis für Brent-Öl aus der Nordsee etwa auf dem Niveau vom Beginn der Handelswoche.
Ganz vorne im DAX standen heute der Energietechnik-Konzern Siemens Energy mit rund drei Prozent Plus. Die Aktien hatten in den vergangenen Tagen ihre Rekordrally konsolidiert, holten nun aber wieder neuen Schwung.
Auf den Plätzen dahinter kamen die Siemens-Aktien sowie Heidelberg Materials bei ihrer Rekordjagd auf einen Anstieg um mehr als zwei Prozent. Siemens kosteten erstmals in der Geschichte mehr als 200 Euro. Im Baubereich hoffen Anleger schon länger auf Infrastruktur-Investitionen unter Trump.
Zu den Anlegerfavoriten zählten zum Wochenschluss auch die Aktien von Daimler Truck im DAX und Traton im MDAX. Jefferies-Analyst Michael Aspinall sah am Morgen positive Investitionssignale der US-Spedition JB Hunt. Die Amerikaner wollen im laufenden Jahr 700 bis 900 Millionen Dollar ausgeben und damit mehr als im Vorjahr. Bis zu 700 Millionen Dollar davon werden wohl in die Flottenerneuerung fließen. Dies sei der wichtigste Indikator für den Lkw-Absatz.
Nicht gefragt waren Sartorius Vorzüge, sowie die klassisch defensive Merck-Aktie. Auch die T-Aktie bewegte sich kaum, was aber in Hausse-Zeiten nicht ungewöhnlich ist.
Die im SDAX notierten Aktien von Suss MicroTec zogen um über 20 Prozent an. Nach dem jüngsten Kursrutsch sorgte Suss am Vorabend mit Eckzahlen bei den Anlegern für Erleichterung, signalisierte es doch, dass es die Geschäftsziele 2024 deutlich übertroffen hat. Spekulanten, die angesichts der Tiefststände seit April 2024 auf weiter fallende Kurse gesetzt hatten, wurden nun offenbar auf dem falschen Fuß erwischt.
Der Einstieg der Lufthansa bei der italienischen Staatsairline ITA ist perfekt. "ITA Airways ist ab heute Teil der Lufthansa Group", teilte die deutsche Fluggesellschaft mit. Zwei Jahre nach dem offiziellen Angebot hätten die Lufthansa und das italienische Ministerium für Wirtschaft und Finanzen die Transaktion abgeschlossen.
"Damit ist die Lufthansa Group mit 41 Prozent an der italienischen Fluglinie ITA Airways beteiligt." Dieser erste Beteiligungsschritt sei durch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 325 Millionen Euro vollzogen worden. Optionen für den Kauf der verbleibenden Anteile könnten bereits ab diesem Jahr ausgeübt werden.
Neuer Chef der Airline mit einer Flotte von knapp 100 Airbus-Flugzeugen wird Jörg Eberhart, wie ITA schon am Mittwochabend bekannt gab. Bevor er 2021 Strategiechef der Lufthansa wurde, führte er fast acht Jahre lang die italienische Lufthansa-Regionaltochter Air Dolomiti
Der von chinesischen Eigentümern kontrollierte Tesla-Konkurrent Polestar will erstmals auch in Europa Autos herstellen. Das neue Modell Polestar 7 des schwedischen Unternehmens solle auf seinem Heimatkontinent produziert werden, sagte Polestar-Chef Michael Lohscheller den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa. "Die Kosten sind deutlich geringer, als Autos um die Welt zu schiffen", erklärte der ehemalige Opel-Chef. "Es gibt uns natürlich auch Schutz vor Zöllen."