Mehr als neun Prozent US-Inflation deutlich höher als erwartet
Die Inflation in den USA hat sich weiter beschleunigt und liegt inzwischen so hoch wie seit dem Jahr 1981 nicht mehr. Weitere große Zinsschritte der US-Notenbank Fed sind nun zu erwarten.
In den USA ist die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen im Juni überraschend deutlich auf 9,1 Prozent von 8,6 Prozent im Mai geklettert, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Das war der höchste Stand seit Dezember 1981. Von Reuters befragte Experten hatten nur mit 8,8 Prozent gerechnet.
Materialengpässe und erhöhte Energiekosten auch infolge des Ukraine-Krieges sorgen für kräftigen Preisdruck in den USA. "Es ist weiterhin viel zu viel Druck in der Inflationspipeline", kommentierte Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Somit bleibt das Risiko hoch, dass dies nicht der letzte Gipfel in diesem Jahr war. Ein kleiner Lichtblick ist, dass die Kerninflationsrate zum dritten Mal in Folge leicht gesunken ist. Sie ist mit 5,9 Prozent aber immer noch viel zu hoch, sodass die US-Notenbank ihr Leitzinsband am 27. Juli erneut kräftig erhöhen wird." Bei der Berechnung der Kerninflationsrate werden Preisveränderungen bei Energie und Lebensmitteln ausgeklammert.
Euro mit neuem Tief
Am Devisenmarkt geriet der Euro gegenüber dem US-Dollar einmal mehr unter Druck. Der Kurs fiel erstmals seit Dezember 2002 unter einen Dollar und stand kurzzeitig bei 0,9998 Dollar.
Denn mit diesen Inflationszahlen ist die Wahrscheinlichkeit größer geworden, dass die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum noch größer wird als bisher erwartet. Für die USA zeigt das so genannte "Fed Watch Tool" der US-Terminbörse CME an, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins bei ihren nächsten Sitzung Ende Juli mindestens um 0,75 Punkte in die Spanne 2,25 bis 2,50 Prozent anheben wird. Selbst ein ganz großer Schritt um einen vollen Prozentpunkt wird mittlerweile eine Wahrscheinlichkeit von rund einem Drittel beigemessen. Für Dezember wird danach sogar ein Leitzins in einer Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozent erwartet. Die Werte werden dabei aus bereits eingegangenen Börsengeschäften der Marktteilnehmer an der US-Terminbörse CME abgeleitet.