
Kritik an Firmenchef Musk Müssen sich Tesla-Fahrer für ihr Auto schämen?
"Ich habe den gekauft, bevor Elon verrückt wurde": Mit solchen Stickern distanzieren sich Tesla-Fahrer von Elon Musk und seiner politischen Haltung. Händler machen schlechtere Geschäfte.
Transparente mit Aufschriften wie "Verbrennt einen Tesla: Rettet die Demokratie" und "Keine Diktatoren in den USA": In den USA ist es zu Protesten vor Tesla-Geschäften gekommen. Die Menschen setzen in New York, Florida oder Arizona ein Zeichen gegen den Chef des Tesla-Konzerns Elon Musk.
So weit würde Jens Fischer aus Witten nicht gehen. "Die Begeisterung ist noch da für den Wagen. Aber ich distanziere mich klar von Elon Musk", sagt der überzeugte Tesla-Fahrer. Der Vertriebler aus Witten, der auch bei den Grünen aktiv ist, fährt seit über drei Jahren seinen Tesla. Doch die Freude an seinem Auto schwindet, seitdem sich Elon Musk offenbar mehr für Politik interessiert als für Autos.
"Das wird immer schlimmer"
"Das Fass übergelaufen war tatsächlich nach der Wahl, als Musk da gefeiert hat mit Trump. Das wird immer schlimmer", sagt Fischer. Spätestens seit November letzten Jahres versuche er alles, um zu vermeiden, dass Tesla noch mehr Geld bekomme.
Seine Ablehnung will er auch zeigen: Er hat sich, wie viele Tesla-Fahrer, einen Aufkleber auf seinem Wagen geklebt mit dem Satz "Ich habe den gekauft, bevor Elon verrückt wurde". Fischer setzt auf maximale Distanz zum Tesla-Chef und seiner politischen Haltung. "Wenn mir jetzt jemand ein gutes Angebot macht, würde ich den Wagen verkaufen und mir ein anderes E-Auto anschaffen."

"Ich liebe mein Auto, nicht den Konzernchef": Aufkleber wie diese sieht man immer häufiger auf Teslas.
Aktie und Verkaufszahlen brechen ein
Die Aktie von Tesla brach diese Woche wegen schlechter Verkaufszahlen in Europa um neun Prozent ein. Die Händler führten den Einbruch der Zahlen - zumindest teilweise - auf die Unbeliebtheit Musks zurück. Das bestätigt auch Murat Bas. Der Händler aus Kaarst in Nordrhein-Westfalen kauft und verkauft gebrauchte Tesla-Fahrzeuge.
Auch wenn er die Marke vom Macher trennt, hatte er schon eine Kundin, die ihren Tesla verkaufte, weil sie wegen Musk beschimpft wurde. "Es sind mehr gebrauchte Tesla auf dem Markt. Wir können mehr kaufen", sagt Bas. "Die Gefahr ist da, dass die Preise weiter runter gehen, wenn wir an Elon Musk denken. Seine politischen Aussagen sind schlecht für unser Geschäft."
Musk ist seit 2008 Tesla-Chef und machte die Marke - gemessen am Börsenwert - zum wertvollsten Autobauer der Welt. Analysten verweisen inzwischen darauf, dass seine politischen Aktivitäten das Image der Autos beschädigen.
Umstrittener Chef nicht das einzige Problem
Musk nimmt nicht nur in den USA großen Einfluss auf die Politik - er unterstützt auch Rechtsaußen-Parteien in Europa, darunter die AfD, und verbreitet Verschwörungserzählungen im Internet. Die Zahl der Tesla-Neuzulassungen sei in Deutschland im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 60 Prozent zurückgegangen, sagt Auto-Expertin Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule. "Jetzt gerade hat das politische Engagement in der Trump-Regierung von Elon Musk negative Auswirkung auf das Image der Marke."
Der Aktienwert und das Image litten wegen fehlender Innovationen, stärkerer Konkurrenz und wegen des umstrittenen Chefs. "Die Absatzzahlen sind rückläufig in den letzten Wochen. Da zeigt sich, dass der Hype um die Marke Tesla einen Dämpfer erlebt hat", sagt Helena Wisbert. Das Jahr 2025 sei bislang ein problematisches Jahr für die Marke.
Schrumpfender Absatz trotz wachsendem Markt
"Tesla ist von der Erfolgsspur abgekommen", so die Branchenexpertin. "Die Absatzzahlen sind zweistellig eingebrochen - gerade in Europa. Im Januar ist der Absatz um 46 Prozent eingebrochen, obwohl der Markt gewachsen ist für Elektroautos. Da hat Tesla mit zurückgehenden Absatzzahlen zu kämpfen."
Und auch in den Sozialen Medien posten Prominente wie die US-Sängerin Sheryl Crow ihren Abschied vom Tesla. In London bekunden Aktivisten ihre Ablehnung von Elon Musk und seiner politischen Haltung mit einem Plakat: "Beschleunigt von 0 auf 1939" steht dort geschrieben als Anspielung auf den Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Tesla-Fahrer Jens Fischer aus Witten will auf jeden Fall weiter E-Auto fahren. Nur ein Tesla wird es künftig wohl nicht mehr sein. Kritisch angesprochen auf seinen Wagen wurde er von anderen noch nicht, aber das Image ist aus seiner Sicht ramponiert. "Ich kann Tesla und Elon Musk nicht einfach getrennt betrachten. Das ist ein Problem für mich, dass die Marke so stark von Elon Musk kontrolliert und geprägt wird." Fischer würde lieber aktuell mit einem anderen E-Auto fahren.