Moderne Heizungstechnik Was man über Wärmepumpen wissen sollte
Geht es um Wärmepumpen, kursieren viele Irrtümer. Wie effizient sind die Anlagen? Lassen sich damit Heizkosten sparen? Und funktionieren die Geräte auch bei extremer Kälte? Ein Überblick.
Wenn von 2024 an weite Teile des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) in Deutschland greifen, soll das - laut Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen - der Wärmepumpe endgültig zum Durchbruch verhelfen. Das ambitionierte Ziel: eine halbe Million neu installierte Geräte pro Jahr. Schließlich ist die Wärmepumpe für die Wärmewende eine der Schlüsseltechnologien.
Das monatelange Hickhack um das sogenannte Heizungsgesetz hat zu einer großen Verunsicherung - und damit verbundenen Kaufzurückhaltung - bei den Verbrauchern geführt. Viele Vorurteile, aber auch bereits widerlegte Behauptungen halten sich hartnäckig.
Sehr großes CO2-Einsparpotential
Im aktuellen E.ON-Zukunftsindex, einer umfangreichen Marktstudie des Energiekonzerns, wird vor allem das CO2-Einsparpotential von Wärmepumpen deutlich: "Würden alle Hausbesitzer ohne Wärmepumpe oder andere erneuerbare Heizungssysteme umsteigen, ließen sich insgesamt fast 30 Millionen Tonnen CO2 im Jahr einsparen."
Derzeit planen jedoch der Befragung zufolge nur etwas mehr als sechs Prozent der deutschen Hausbesitzer den Umstieg innerhalb der kommenden zwölf Monate. Selbst wenn alle davon den Worten Taten folgen ließen, läge das Einsparpotential für 2024 nur bei gut 1,7 Millionen Tonnen CO2.
Anteil der Wärmepumpen noch gering
Aktuell nutzt immer noch etwa die Hälfte der 41 Millionen Haushalte in Deutschland Erdgas zur Beheizung, ein Viertel Heizöl, und etwa 14 Prozent beziehen Fernwärme. Auch wenn 2022 insgesamt knapp eine Million Heizungen installiert wurden, waren nur 236.000 davon Wärmepumpen, die mit Strom betrieben werden.
Das entsprach zwar einem Anstieg von 53 Prozent; dennoch werden nach wie vor zwei Drittel aller verkauften Heizungen mit Gas oder Öl betrieben. Die Diskussion über das Heizen und die Wärmepumpe an sich sorgten in diesem Jahr für einen deutlichen Einbruch der Absatzzahlen.
Teuer und ineffizient?
Welches Argument häufig vorgebracht wird: Wärmepumpen seien nicht nur teuer, sondern auch ineffizient. Dabei gehören Wärmepumpen zu den ökonomischsten Heizungssystemen, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind. Ihr Wirkungsgrad, der sogenannte COP (Coefficient of Performance), liegt typischerweise zwischen drei und fünf. Das bedeutet, dass Wärmepumpen zwischen drei bis fünf Einheiten Heizenergie aus der Umwelt gewinnen, um dabei eine Einheit elektrische Energie zu verbrauchen. Im Vergleich dazu haben herkömmliche Heizsysteme wie Öl- oder Gasheizungen in der Regel einen COP von 0,85 bis 0,95.
Wie teuer eine Wärmepumpe in der Anschaffung ist, lässt sich nur schwer verallgemeinern. Tatsächlich liegen die reinen Anschaffungskosten für moderne und gute Markenmodelle im fünfstelligen Bereich. Wie viel Montage und Installation letztlich ausmachen, ist jedoch sehr unterschiedlich und variiert stark. Das kann auch regional zu erheblichen Preisunterschieden führen. Außerdem ist immer die Frage, inwieweit Fördermöglichkeiten beim Einbau oder Umstieg ausgeschöpft werden können. Je nach Liegenschaft sind mit dem GEG bis zu 70 Prozent Gesamtförderung möglich.
Heizen mit Wärmepumpe wird günstiger
Bei Vergleich unberücksichtigt bleibt oft, dass derzeitige Subventionen - etwa ein reduzierter Mehrwertsteuersatz auf Erdgas und Fernwärme - vorerst nur bis März 2024 gelten. Diese, sagt Energieeffizienzexperte Martin Sambale vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (EZA), dürften sicher wieder abgeschafft werden: "Demnächst wird wieder die CO2-Abgabe erhöht werden. Das heißt, wir werden Schritt für Schritt entsprechend höhere Belastungen auch für den Gaspreis haben." Von 2024 an kostet die CO2-Abgabe auf Öl und Gas dann bereits 40 Euro je Tonne. Wenn in gut drei Jahren die CO2-Bepreisung auf einen europaweiten Emissionshandel umgestellt wird, sind bereits über 80 Euro je verheizter Tonne CO2 sehr wahrscheinlich.
Hohe Strompreise wirken allerdings ebenso abschreckend, wenn es um die Umstellung auf Wärmepumpen geht. Dabei können sogenannte "Smart Meter" - intelligente Stromzähler, deren Einbau ab 2024 kostenfrei ist - den Stromverbrauch künftig viertelstündlich erfassen und transparent machen. Diese Technologie ermöglicht dann die Abrechnung nach Tageszeiten und damit "dynamische Stromtarife". Der Energieverbrauch kann dann in Zeiten mit niedrigeren Preisen am europäischen Strommarkt verschoben werden, um Kosten zu reduzieren.
Auch wenn solche Tarife erst in gut einem Jahr flächendeckend verpflichtend sind, zeigt sich am Heizspiegel 2023 der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft "CO2online" im Vergleich zu fossilen Heizungen: "Am stärksten sinken die Kosten fürs Heizen mit Wärmepumpe. Minus 20 Prozent. Grund dafür ist ein wieder größeres Angebot an Wärmepumpen-Stromtarifen."
Daher ist es auch in der Regel nicht korrekt - auch wenn es gerne gemacht wird -, einen durchschnittlichen Heizölpreis je Liter mit einem durchschnittlichen Strompreis von 40 Cent je Kilowattstunde zu vergleichen. Gute Wärmepumpen brauchen laut Stiftung Warentest gut 5.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr, um eine mittelmäßig gedämmte, 140 Quadratmeter große Wohnung auf mindestens 20 Grad zu heizen. Die Preisunterschiede sind daher enorm, wenn man stattdessen für die Berechnung spezielle Wärmepumpentarife zugrundelegt oder Teile des Haushaltsstroms über eine PV-Anlage erzeugt werden.
Nützlich: Smart-Grid-Technologie
Mit den neuen technischen Möglichkeiten, die sich über die flächendeckende Einführung dynamischen Stromtarife ergeben, könnten auch so genannte Smart-Grid-Ready-Wärmepumpen (SGR) helfen, die Stromkosten signifikant zu senken. Die Smart-Grid-Technologie, eine Art intelligentes Energieverteilsystem, soll vor allem die Effizienz im Bereich der Energieversorgung steigern.
"Das gilt genauso auch für Wärmepumpen-Kunden. Dort kann man mit einer Smart-Grid-Ready-Wärmepumpe, die eben hardwaremäßig schon vorbereitet und auch eingebunden ist, solche Preise nutzen", sagt Norbert Endres, Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern. Eine SGR-Schnittstelle kann beispielsweise der Wärmepumpe signalisieren, wenn überschüssige Energie aus der Solaranlage zur Verfügung steht, um damit den Warmwasserspeicher für später aufzuheizen.
Auch für Bestandsgebäude geeignet
Ein weiterer Irrtum bezüglich Wärmepumpen, der sich hartnäckig hält: Sie seien nur etwas für moderne Ein- oder Zweifamilienhäuser. Dabei können Wärmepumpen sowohl in Neubauten - was natürlich einfacher ist - als auch in Bestandsgebäuden effizient eingesetzt werden. Zusätzliche Dämmmaßnahmen sind übrigens auch bei fossilen Heizungen sinnvoll. Luft-Wasser-Wärmepumpen sind zudem flexibel einsetzbar und können zum Beispiel mit einer bestehenden Gasheizung kombiniert werden, um die im GEG geforderten 65 Prozent aus Erneuerbaren Energien dennoch zu erreichen.
Laut Andreas Holm, Professor an der Hochschule München und einer der führenden Wärmpumpenexperten Deutschlands, ist der Einbau einer Wärmepumpe in der Hälfte aller Gebäude wirtschaftlich und technisch sinnvoll. "Das sind immerhin schon fast zehn Millionen Gebäude, in die sie ohne Bedenken oder ohne groß nachzudenken heute schon eine Wärmepumpe einbauen können", rechnet der Bauphysiker vor. "Bei den anderen Gebäuden sind gewisse Maßnahmen durchaus notwendig und sinnvoll. Einbauen kann ich sie immer, es ist eine Frage nach der Effizienz des Betriebes."
Wärmepumpen laufen bei Frost effizient
Moderne Wärmepumpen sind in der Lage, auch bei niedrigen Außentemperaturen effizient zu arbeiten. Luft-Wasser-Wärmepumpen können Wärme aus der Luft sogar bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt gewinnen. In Deutschland, wo die Winter mittlerweile relativ mild sind, stellen niedrige Temperaturen in der Regel kein Problem dar.
Selbst bei extremen Tiefsttemperaturen von bis zu 30 Grad minus, so belegte es kürzlich eine Feldstudie der Universität Oxford, arbeiten Wärmepumpen weiter wirkungsvoll: "Auch wenn die Effizienz von Wärmepumpen bei extremer Kälte abnimmt und eine Zusatzheizung erforderlich sein kann, können Luft-Wärmepumpen im Vergleich zu anderen Systemen sowohl auf Momentan- als auch auf Jahresbasis erhebliche Effizienzvorteile bieten", heißt es im Bericht.
Heikles Thema: Lärm
Schon jetzt ist abzusehen, dass Klagen über Lärm von Wärmepumpen und Nachbarschaftsstreitigkeiten darüber nicht nur die Gerichte, sondern auch Bauämter sowie die unteren Naturschutzbehörden zunehmend beschäftigen werden. Letztere sind nämlich in der Regel für entsprechende Messungen zuständig. Auch wenn moderne Wärmepumpen sehr leise sind und oft weniger Geräusche verursachen als ein Kühlschrank, ist die Wahrnehmung von Lärm unterschiedlich und sehr subjektiv. Viele der gängigen Luft-Wasser-Wärmepumpen verfügen zwar über einen extra Leise-Modus, allerdings beeinträchtigen solche Funktionen die Leistungsfähigkeit.
Der Hersteller Bosch setzt bei seinen neuesten Compress-Modellen einen Schall-Diffusor ein, der hier angeblich Abhilfe schafft. Andere deutsche Luft-Wärmepumpen in der aktuellen Untersuchung von Stiftung Warentest (vom Oktober 2023) schnitten im Bereich Lärmentwicklung allesamt mit "gut" ab. Allerdings unter Laborbedingungen, wie Daniel Kastner von der Stiftung Warentest einschränkt: "Wie sich die Pumpe dann wirklich draußen im Garten anhört, das hängt von vielen Faktoren ab. Wo sie die genau hinstellen, wie sie ausgerichtet ist, ob da eine Wand irgendwo im Weg steht oder ein Baum. Ob der Schall gebrochen oder zurückgeworfen wird."
Neue, umweltfreundlichere Kältemittel
Auch wenn verwendete Kältemittel, die in Wärmepumpen zirkulieren, normalerweise im Gerät verbleiben, stehen die eingesetzten fluorierten Treibhausgase zunehmend in der Kritik. Mittlerweile verwenden moderne Wärmepumpen - wie auch die kürzlich getesteten Modelle von Viessmann, Wolf und Vaillant - allerdings bereits das wesentlich umweltfreundlichere Propan.
Da Propan nicht nur kostengünstiger ist, sondern wegen seiner thermodynamischen Eigenschaften auch die Effizienz von Wärmepumpen erhöht, dürfte sich das Kältemittel bald weiter durchsetzen. Zumal die EU bestimmte andere, extrem klimaschädliche Kältemittel bereits verboten hat.