
"Trumpcession" Würgt Trump die US-Wirtschaft ab?
Massive Kursverluste, schlechte Konsumstimmung, schwacher Arbeitsmarkt: In den USA steigt die Angst vor einer Rezession. Verzockt sich Trump mit seiner Zoll-Politik?
"Wir werden einen Boom erleben, wie wir ihn noch nie erlebt haben", versprach Donald Trump noch im Oktober auf einer Wahlkampfveranstaltung. Vor allem die Mittelschicht und der Arbeitsmarkt sollten unter seiner Politik kräftig wachsen, versprach er. Nur sieben Wochen nach Amtseinführung warnen Ökonomen nun vor dem Gegenteil: einem Negativwachstum der größten Volkswirtschaft der Welt. Der Begriff von der "Trumpcession" macht die Runde, einer Kombination aus "Trump" und "Recession" (Rezession).
Selbst Trump schließt plötzlich eine Rezession nicht mehr aus: "Ich hasse es, Dinge so vorherzusagen", antwortete er am Wochenende auf die Frage, ob er mit einer schrumpfenden Wirtschaft rechne. "Wir befinden uns in einer Übergangsphase, denn das, was wir tun, ist enorm. Wir holen den Wohlstand zurück nach Amerika", sagte er.
Wachstumsprognose bricht ein
Für Aufsehen sorgte das einflussreiche Prognosemodell der regionalen Notenbank FED Atlanta. Es rechnet für das erste Quartal mit einem aufs Jahr gerechneten Quartalswachstum von minus 2,8 Prozent - also einem drastischen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts.
Die Prognose hatte damit im Februar schlagartig die Vorzeichen gewechselt, denn zuvor war noch ein Wachstum von 2,3 Prozent erwartet worden.
US-Arbeitsmarkt kühlt sich ab
Die Dynamik auf dem US-Arbeitsmarkt hat deutlich nachgelassen. Im Februar wurden nur noch 151.000 neue Stellen geschaffen, nach lediglich 125.000 im Januar - ein starker Rückgang im Vergleich zu den 323.000 neuen Jobs im Dezember 2024. Gleichzeitig erhöhte sich die Arbeitslosenquote leicht auf 4,1 Prozent. "Der Arbeitsmarkt verlangsamt sich schon seit geraumer Zeit", sagte Eckhard Schulte, Leiter des Portfoliomanagement von MainSky Asset Management. "Es ist noch nicht wirklich kritisch, aber die Abkühlung beschleunigt sich sehr sehr deutlich."
Besorgniserregend ist der sprunghafte Anstieg geplanter Entlassungen: Im Februar wurden 172.017 Stellenstreichungen angekündigt - ein Plus von 245 Prozent gegenüber dem Vormonat und der höchste Wert seit Juli 2020, so die Personalberatung Challenger, Gray & Christmas.
Dabei ist ein großer Teil auf die Kürzungen der Effizienzbehörde Doge unter der Leitung von Elon Musk zurückzuführen. Geplante Sparmaßnahmen der Trump-Regierung könnten den Arbeitsmarkt zukünftig weiter unter Druck setzen, da viele Jobs direkt oder indirekt von öffentlichen Geldern abhängen.
Weniger Lust auf Konsum
Die Stimmung unter US-Verbrauchern hat sich seit Anfang des Jahres deutlich eingetrübt. Das Verbrauchervertrauen auf dem Konsumenten-Barometer des Institut Conference Board fiel um sieben Punkte auf 98,3 Zähler. Es erreichte damit den tiefsten Stand seit Juni 2024.
Der private Konsum macht über zwei Drittel der US-Wirtschaft aus. Deswegen steigt gerade in den USA die Rezessionsgefahr, wenn die Verbraucherausgaben stark sinken.
Trumps Wirtschaftspolitik sorgt für Unsicherheit
Seit Amtsantritt sorgte Trump mit teils unberechenbaren und irritierenden Ankündigungen für Aufruhr. Kritiker werfen ihm vor, er nutze Disruption und unlautere Maximalforderungen als strategischen Faustpfand für gute "Deals". Doch das ständige Hin und Her, gerade bei den Importzöllen, führe zu Zurückhaltung bei Unternehmen und Investoren, so Schulte: "Unsicherheit ist das, was die Wirtschaft einfach am wenigsten braucht." So sei jetzt schon zu beobachten, dass Konsumenten und Unternehmen Investitionen zurückstellen.
Die steigende Unsicherheit lässt sich auch in Marktindikatoren ablesen. Der globale Index für wirtschaftspolitische Unsicherheit (EPU), der die mediale Berichterstattung nach Schlagworten durchforstet, ist auf dem höchsten Stand seit der Corona-Pandemie und erreicht damit sogar Spitzenwerte der Finanzkrise 2008/2009.
Inflation durch Zölle erwartet
Trump gewann die Wahl auch, weil er sinkende Preise für Konsumenten versprach. Doch daran scheinen viele US-Bürger nicht mehr zu glauben. Die von Verbrauchern erwartete Inflation stieg im Februar auf den höchsten Wert seit Mai 2023, von 5,2 auf 6,0 Prozent. Ökonomen sehen die Kerninflation in den USA noch immer auf zu hohem Niveau - trotz Trumps neuesten Versuchen, die Teuerung mit niedrigen Ölpreisen in den Griff zu bekommen.
In den aktuellsten Inflationszahlen seien jedoch die Auswirkungen der Zölle noch nicht eingepreist, denn die Inflationsentwicklung läuft den wirtschaftlichen Aktivitäten hinterher, erklärt der Ökonom Harm Bandholz der Hochschule Kiel. "Langfristig wissen wir, dass die Konsumentenpreise für US-Bürgerinnen und Bürger steigen, wenn die Außenzölle erhöht werden. Für die US-Wirtschaft bringen Zölle langfristig jedoch kaum etwas."
Mittelfristig könne zudem die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft gefährdet sein, sagte Bandholz. Durch die Abschottung hätten US-Unternehmen weniger Anreize innovativ zu sein. "So würde man sich in einigen Bereichen zurücklehnen. Das haben wir besonders bei der amerikanischen Autoindustrie in den 70er- und 80er-Jahren gesehen, als der amerikanische Automarkt mit Zöllen geschützt wurde."
Langsameres Wachstum aber keine Rezession?
Führende Ökonomen halten die US-Wirtschaft dennoch für robust. Zwar könnten Zölle und ein angespannter Arbeitsmarkt das Wachstum drücken, kurzfristig sei eine Rezession aber eher unwahrscheinlich, sagt Bandholz. "Ich glaube, dass die US-Wirtschaft immer noch auf einem relativ soliden Wachstumspfad ist und wir uns kurzfristig noch keine Sorgen um sie machen müssen." Aktuelle negative Prognosen zum BIP-Wachstum (wie von der regionalen FED Atlanta) könnten verzerrt sein, denn Unternehmen wickeln in diesen Wochen viele ihrer Importe ab, um den Zöllen entgehen zu können. So sei die Differenz zwischen Importen und Exporten kurzfristig stark negativ, was dann auch die Wachstumsprognosen deutlich ins Minus gezogen haben könnte.
Für Analyst Schulte ist die Angst vor einer Rezession der US-Wirtschaft zunächst nicht gerechtfertigt. Obwohl das Wirtschaftswachstum sich durch Trumps Zoll-Politik verlangsamen könnte, sieht er den Wachstumspfad der US-Wirtschaft im ersten und zweiten Quartal aktuell noch bei rund einem Prozent.