Folgen des Klimawandels Giftalge breitet sich in italienischer Adria aus
Wegen der Erwärmung des Mittelmeers breiten sich Pflanzen und Tiere aus, die dort ursprünglich nicht lebten. Vermutlich aus Japan wurde eine Alge eingeschleppt, die nun den Badespaß trübt.
An der Ostküste Italiens, der Adria, sind in diesem Sommer einige Küstenabschnitte gesperrt worden. Der Grund: Die Giftalge Ostreopsis Ovata. Mit bloßem Auge nicht sichtbar, kann sie für Menschen gefährlich sein. Es wird angenommen, dass die Vergiftung eher durch Einatmen von Aerosolen und Kontakt mit Zellbruchstücken als durch direkten Kontakt verursacht wird.
"Die Alge an und für sich ist nicht giftig. Aber sie wird giftig, wenn ihre Zellen beim Kontakt mit Felsen brechen. Die Zellbruchstücke können dann in die Luft gelangen und eingeatmet werden", sagt Maurizio Dionisio, Chef der Umweltbehörde der Region Abruzzen. Diese Bruchstücke seien eher an Felsen zu finden, daher sei die Gefahr eher gering, an Sandstränden auf Zellbruchstücke der Alge zu treffen.
Klimawandel schafft optimale Bedingungen für Giftalge
Offenbar ist der Klimawandel der Grund für die starke Verbreitung der Alge: "Die Erhitzung des Wassers schafft für die Alge einen optimalen Lebensraum, den es hier unter normalen Bedingungen nicht gäbe", so Maurizio Dionisio. Weltweit haben sich die Meere seit Mitte des 19. Jahrhunderts um etwa 0,7 Grad erwärmt. Die Temperatur im Mittelmeer ist allein in den vergangenen 40 Jahren um 1,2 Grad gestiegen. Das Mittelmeer sei relativ flach und sein Wasser vermische sich wenig mit dem von anderen Meeren, erklärt Giulio Betti, Klimaforscher im Nationalen Forschungsrat Italiens.
Alge sorgt für Badeverbot in Italien
Die Alge produziert Toxine, die Hautrötungen, grippeähnliche Symptome wie Atemnot, Fieber, Bindehautentzündung, Übelkeit, Erbrechen und sogar Bewusstlosigkeit auslösen können, die aber in der Regel innerhalb weniger Tage wieder verschwinden. Cristina Ingarao von der regionalen Umweltschutzbehörde in der ostitalienischen Stadt Pescara kontrolliert aus diesem Grund regelmäßig Wasserproben unter dem Mikroskop auf ihre Algenkonzentration. Zum Beispiel das Meerwasser in felsigen Abschnitten aus der Adria unweit von Pescara.
Mehrere Orte an der Adria betroffen
In diesem Sommer war die Konzentration der Algenzellstücke dort sehr hoch: Die Umweltschutzbehörde hat an einigen Orten südlich von Pescara wie Ortona, Rocca San Giovanni und San Vito Chietino für einige Zeit ein Badeverbot erlassen - mitten in der Hauptsaison. Auch in Ligurien, einer Region im Nordwesten, seien die Algen schon mal massenhaft aufgetreten und etwa 500 Menschen von Vergiftungserscheinungen betroffen gewesen, ergänzt Dionisio.
Seit den 1990er-Jahren wird die Alge an Mittelmeerküsten nachgewiesen. Wahrscheinlich ist sie aus Japan über Handelsschiffe ins Mittelmeer gelangt. In den letzten fünfzehn Jahren wurden immer häufiger und größere Mengen Blüten dieser Algenart an fast allen italienischen Küsten, insbesondere im Tyrrhenischen und im Adriatischen Meer, gemeldet.
Erwärmung des Mittelmeeres sorgt für Algenausbreitung
Die Folgen des Klimawandels sind vielschichtig: Einheimische Arten verschwinden und eingeschleppte Arten können sich leichter vermehren. "Es ist klar, dass viele Algen und viele Fische voneinander abhängig sind. Sobald eine bestimmte Algenart verschwindet und eine besser angepasste, widerstandsfähigere auftaucht, vermehrt sich diese Art meist viel schneller, weil sie eine günstige Umgebung ohne Fressfeinde vorfindet. Und dann vermehren sich auch eingeschleppte Fische, die sich von dieser speziellen Alge ernähren", erläutert Betti. Auch weitere menschliche Einflüsse wie die Plastikverteilung im Meer könnten die Giftalge begünstigen.
Giftalge auch in Frankreich und Spanien aufgetreten
An den Küsten Spaniens und Frankreichs ist die Alge ebenfalls in unterschiedlicher Intensität aufgetreten. Der Klimawandel kann so wirtschaftliche Folgen, etwa für den Tourismus, haben. Dennoch glaubt Klimaforscher Giulio Betti, dass Urlaub an der Adria in Zukunft weiter möglich sein wird.