Internationale Atomenergieagentur Inspektoren erreichen AKW Saporischschja
Das Inspektorenteam der Internationalen Atomenergieagentur IAEA ist am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja angekommen. Die Experten waren wegen der Kampfhandlungen mehrere Stunden aufgehalten worden.
Die IAEA-Mission mit Atomexperten ist mit mehreren Stunden Verzögerung am AKW Saporischschja in der Ukraine angekommen. Das Team war aufgrund von Sicherheitsbedenken aufgehalten worden. Nach ukrainischen Angaben hatten russische Truppen unter anderem die Fahrtroute von Saporischschja zum AKW in der Nähe der Stadt Enerhodar mit Granatwerfern und Raketen beschossen.
IAEA-Chef Rafael Grossi hatte noch beim Aufbruch in Saporischschja mitgeteilt, die Mission lasse sich nicht aufhalten. Sie werde das Kraftwerk inspizieren und mit Mitarbeitern sprechen.
Wir sind uns der Situation bewusst. Es gibt eine erhöhte militärische Aktivität. Ich bin vom ukrainischen Armeekommandeur darüber und über die Risiken informiert worden, aber wir haben die Vor- und Nachteile abgewogen und sind jetzt so weit gekommen. Wir stoppen nicht.
Das russische Verteidigungsministerium hatte die Vorwürfe der Ukraine zurückgewiesen. Es beschuldigte die ukrainische Armee, ihrerseits den Treffpunkt der IAEA-Mission in der Nähe des Kernkraftwerks mit Artillerie beschossen zu haben. Ukrainische Truppen hätten außerdem versucht, das AKW anzugreifen. Sie seien aber festgesetzt worden.
"Haben mit erster Bewertung begonnen"
Nach der Ankunft nahm das internationale 14-köpfige Team unter Leitung von IAEA-Chef Grossi seine Arbeit auf. "Wir haben uns heute eine ganze Menge angesehen und mit der ersten Bewertung begonnen", sagte Grossi, der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge vor Journalisten. "Für mich beginnt die Arbeit jetzt."
Auch die Experten wollen in dem AKW nun weiterarbeiten. Der Vertreter der russischen Besatzer, Wladimir Rogow, sagte im russischen Staatsfernsehen, dass die Inspekteure mindestens bis Samstag bleiben sollten. Einige Experten verließen Interfax zufolge am Nachmittag nach etwa vier Stunden das Gelände wieder, ebenso wie Grossi selbst.
IAEA will Zustand des AKW überprüfen
Das IAEA-Team war am Mittwoch in der Stadt Saporischschja angekommen, etwa 70 Kilometer von dem gleichnamigen Kraftwerk entfernt. Es will untersuchen, inwieweit das AKW durch die Gefechte zwischen ukrainischen und russischen Truppen in der Gegend gefährdet ist.
Außerdem sollen die Atomexperten überprüfen, in welchem Zustand die Anlage mit ihren sechs Reaktoren ist, unter welchen Bedingungen die ukrainische Bedienungsmannschaft arbeitet und ob noch alles Nuklearmaterial vorhanden ist.
Weiterer Reaktor abgeschaltet
Die ukrainische Atombehörde teilte am Vormittag mit, einer der noch zwei laufenden Reaktoren sei wegen russischen Beschusses abgeschaltet worden. Die Sicherheitsabschaltung sei aktiviert worden, hieß es in einer Meldung in der Messenger-App Telegram. Der verbliebene Reaktor laufe aber und versorge das Kraftwerk mit Strom.
Beide Seiten werfen sich immer wieder gegenseitig vor, für die Beschüsse verantwortlich zu sein. Die Stadt Saporischschja wird von der Ukraine kontrolliert, das AKW seit März von russischen Truppen. Betrieben wird Europas größtes AKW aber von ukrainischen Technikern.