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Selenskyj auf Sicherheitskonferenz "Präsident Trump mag keine schwachen Freunde"
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat sich mit einem eindringlichen Appell an Europa gewendet. Die Rede von US-Vizepräsident Vance habe gezeigt, dass die Vereinigten Staaten ihre Hilfe reduzierten. Es sei Zeit für eine europäische Armee.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich bei der Münchner Sicherheitskonferenz für gemeinsame europäische Streitkräfte ausgesprochen. Europa müsse seine Zukunft selbst gestalten angesichts der russischen Bedrohung und des schwächer werdenden US-Engagements, sagte Selenskyj.
"Europa braucht seine eigenen Streitkräfte, jetzt ist die Zeit", sagte er. "Ich kann Sie nur dazu aufrufen, zu handeln, zu ihrem eigenen Wohl", mahnte Selenskyj. Diese Streitkräfte sollten aber die NATO nicht ersetzen, fügte er gerichtet an seinen "guten Freund" NATO-Generalsekretär Mark Rutte hinzu. Es gehe darum, den europäischen Sicherheitsbeitrag dem amerikanischen gleichzusetzen.
Europa nur noch Absatzmarkt?
US-Vizepräsident JD Vance habe am Vortag klargestellt, dass Jahrzehnte der alten Beziehung zwischen Europa und Amerika zu Ende gingen. "Von nun an werden die Dinge anders sein, und Europa muss sich darauf einstellen", warnte Selenskyj. US-Präsident Donald Trump wolle den Beitrag der USA zur Verteidigung Europas herunterschrauben. Europa müsse stark sein, weil nicht klar sei, ob die USA es nur als Absatzmarkt oder auch als Bündnispartner brauchten. "Präsident Trump mag keine schwachen Freunde. Er respektiert Stärke." Manche in Europa seien vielleicht frustriert mit der EU in Brüssel. "Aber lassen sie uns ganz deutlich sein: Wenn es nicht Brüssel ist, dann ist es Moskau", warnte er.
NATO-Beitritt für Ukraine nicht vom Tisch
Selenskyj äußerte sich auch zu einem möglichen Friedensschluss mit Russland. Die Ukraine werde niemals ein Abkommen akzeptieren, das hinter ihrem Rücken ausgehandelt und abgeschlossen werde, sagte Selenskyj. Und das müsse für ganz Europa gelten. Er halte auch am Ziel eines Beitritts seines Landes zur NATO fest. Er werde diesen Aspekt nicht vom Verhandlungstisch nehmen, betonte Selenskyj. Das Problem sei aber, dass Putin derzeit scheinbar das einflussreichste Mitglied der NATO sei. "Seine Launen haben die Macht, NATO-Entscheidungen zu blockieren." Es gehe aber gerade um das "nackte Überleben der Ukraine".
Er habe es für falsch gehalten, dass Trump zunächst mit Putin und dann erst mit ihm telefoniert habe, sagte Selenskyj. Aber er habe Trump gesagt, dass Putin Angst vor dem US-Präsidenten habe. "Und das weiß Putin jetzt auch", sagte Selenskyj mit einem Lächeln.