Eine Notfallsanitäterin schiebt eine Seniorin auf einer Trage in die Notaufnahme eines Krankenhauses.
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Lauterbach stellt Eckpunkte vor Wie die Notfallversorgung besser werden soll

Stand: 16.01.2024 12:14 Uhr

Die Notfallambulanzen in Krankenhäusern sind überlastet, Patienten klagen über lange Wartezeiten. Gesundheitsminister Lauterbach hat nun Eckpunkte vorgestellt, um die Notfallversorgung zu verbessern. Was ist geplant? Ein Überblick.

Einheitliche Akutversorgung, Notfallzentren und Terminservicestellen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Eckpunkte vorgestellt, wie Patienten im Notfall künftig versorgt werden sollen. Das entsprechende Gesetz soll im Januar 2025 in Kraft treten.

"Im Notfall sollen Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, wo sie am schnellsten und am besten versorgt werden", sagte der SPD-Politiker. "Das muss nicht immer das Krankenhaus sein." In vielen Fällen sei die notdienstliche Akutversorgung sinnvoller. Häufig reiche auch der Besuch in der Hausarztpraxis am nächsten Tag.

Pläne für Entlastung der Notaufnahmen

Nadine Bader, ARD Berlin, tagesschau, 16.01.2024 20:00 Uhr

Wohin soll man sich im Notfall wenden?

Nach Vorstellungen der Ärzteschaft sollen Patienten im Notfall in erster Linie die heutige Bereitschaftsnummer 116 117 wählen. Das geht aus einer Stellungnahme der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, des Marburger Bunds und des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands hervor, die in Berlin veröffentlicht wurde. Anrufer sollten eine Ersteinschätzung zu ihrem Anliegen bekommen und dann in eine Notaufnahme, ein Notfallzentrum oder zu einem Arzt oder einer Ärztin geschickt werden.

Die Notdienstnummern des Rettungsdiensts (112) und der Kassenärztlichen Vereinigungen (116 117) sollen vernetzt werden, um Patienten besser zu steuern, so Lauterbach. Es soll so möglich werden, Patienten überzuleiten. Beide Nummern bleiben für Patienten also relevant.

Wie sollen die Krankenhäuser entlastet werden?

Die notdienstliche Akutversorgung soll nach Lauterbachs Plänen bundesweit vereinheitlicht werden. Dafür sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen rund um die Uhr eine telemedizinische Versorgung und Hausbesuche bereitstellen.

Nach den Plänen des Gesundheitsministers soll es zudem flächendeckend Integrierte Notfallzentren (INZ) und bei ausreichender Kapazität auch Integrierte Notfallzentren für Kinder und Jugendliche (KINZ) geben. Sie sollen demnach aus der Notfallaufnahme eines Krankenhauses, einer zentralen Ersteinschätzungsstelle und einer Notdienstpraxis in unmittelbarer Nähe bestehen.

Die INZ sollen am Wochenende und an Feiertagen von 9 bis 21 Uhr geöffnet sein. Außerdem sind Öffnungszeiten am Montag, Dienstag und Donnerstag von 18 bis 21 Uhr und am Mittwoch und Freitag von 14 bis 21 Uhr vorgesehen. Abweichungen sollen im Einzelfall möglich sein. Um kurzfristig benötigte Arzneimittel abgeben zu können, sollen die INZ Kooperationsvereinbarungen mit Apotheken in der Nähe treffen.

Wie sollen die Hausarztpraxen entlastet werden?

Den INZ sowie dem aufsuchenden Notdienst soll ermöglicht werden, Krankschreibungen auszustellen. So müssen Patienten nach der Behandlung nicht noch einmal eine Hausarztpraxis für die Krankschreibung aufsuchen.

Wie bekommt man Behandlungstermine?

Um schneller Behandlungstermine zu vermitteln, sollen die Terminservicestellen ausgebaut und verstärkt werden. Dafür sollen zusätzliche Mittel durch die gesetzliche Krankenversicherung und die Kassenärztlichen Vereinigungen bereitgestellt werden.

Auch die INZ sollen an Terminservicestellen angebunden sein, um Patienten weiter behandeln zu können.

Warum ist die Reform nötig?

Die Zahl der Notfallpatienten in Deutschland hat zuletzt deutlich zugenommen: von 24,9 Millionen im Jahr 2009 auf 27,8 Millionen im Jahr 2019. Allein die Zahl der von Krankenhäusern behandelten Notfallpatienten stieg dabei von 14,9 Millionen 2009 auf 19,1 Millionen 2019 und damit um 28 Prozent.

Ärzte und Gesundheitspolitiker beklagen seit Jahren eine Fehlsteuerung bei der Patientenversorgung in Notfällen. Bei den Krankenhäusern klagen die Notfallambulanzen über Überlastung. Viele Patienten nutzten die Notfallnummer 112 auch bei kleineren und chronischen Erkrankungen oder bei Einsamkeit. Patienten beschweren sich über extrem lange Wartezeiten.

Birthe Sönnichsen, ARD Berlin, tagesschau, 16.01.2024 11:43 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 16. Januar 2024 um 12:42 Uhr.