Nach Migrationsdebatte Zehntausende demonstrieren gegen Rechtsruck
Im ganzen Land demonstrieren Zehntausende gegen jede Zusammenarbeit mit der AfD. Im Fokus der Proteste steht auch die Union. Die größten Veranstaltungen gab es in Hamburg, Köln, Leipzig und Stuttgart.
Deutschlandweit sind Menschen auf die Straße gegangen, um gegen einen Rechtsruck und eine Zusammenarbeit mit der AfD zu protestieren. Die Demonstrationen blieben nach Polizeiangaben größtenteils friedlich. Die Proteste richten sich auch gegen die Union. Die hatte am Mittwoch mithilfe der AfD einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag durchgesetzt. Ein Gesetzentwurf zur Begrenzung der Migration scheiterte am Freitag allerdings.
Hamburg
In Hamburg gingen erneut Zehntausende Menschen auf die Straße. Nach Angaben der Polizei demonstrierten 65.000 Menschen, wie der NDR berichtete. Eine Sprecherin der Veranstalter nannte eine Zahl von 80.000 Teilnehmern. Die Veranstaltung wurde wegen des erwarteten Andrangs aus der Innenstadt auf die Willy-Brandt-Straße verlegt. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf.
Niedersachsen und Bremen
Rund 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzten in Bremen ein Zeichen gegen rechts, wie der NDR berichtete. Auch in Lüneburg, Braunschweig und Hannover gingen demnach Tausende Menschen auf die Straße.
Auch in Göttingen protestierten zahlreiche Menschen. Anlass war eine Kundgebung von Querdenkern, an der sich rund 140 Personen beteiligten, wie die Polizei mitteilte. An der Gegendemo nahmen laut Polizei 5.000 Menschen teil, die Veranstalter sprachen von 10.000. Aufgerufen hatte das Bündnis gegen rechts sowie zahlreiche Initiativen, Kirchen, Gewerkschaften und Parteien. Am späten Nachmittag kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Gegendemonstranten und Polizisten.
In Göttingen protestierten Menschen gegen eine Versammlung von Anhängern der sogenannten Querdenker-Szene.
Nordrhein-Westfalen
In Köln versammelten sich laut WDR etwa 16.000 Menschen. Das habe die Polizei mitgeteilt. Die Veranstalter sprachen sogar von 45.000 Demonstrierenden. Auf Schildern waren Slogans wie "Kein Merz ab März" oder "Fritz hör auf Mutti!" zu lesen. Altkanzlerin Angela Merkel, die in ihrer Regierungszeit zuweilen "Mutti" genannt wurde, hatte sich öffentlich gegen gemeinsame Abstimmungen mit der AfD ausgesprochen.
In Essen zogen dem WDR zufolge 14.000 Menschen durch die Stadt. Die angemeldete Teilnehmerzahl von 3.000 sei deutlich überschritten worden, sagte ein Polizeisprecher. Auch in Aachen wurde demonstriert.
Sachsen
"Brandmauer statt Brandstifter" - unter diesem Titel kamen Tausende Menschen in Leipzig zusammen und demonstrierten gegen die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD. Laut MDR gingen nach Polizeiangaben 10.000 Menschen auf die Straße. Mitorganisatorin Bente Stork sagte in Richtung CDU und ihrem Vorsitzenden Friedrich Merz: "Wer mit Faschisten kooperiert, der muss mit unserem Widerstand rechnen."
"Brandmauer statt Brandstifter" - unter diesem Motto demonstrierten Tausende Menschen in Leipzig.
Baden-Württemberg
Auch in Stuttgart fanden sich Zehntausende Menschen zusammen, um gegen den Rechtsruck zu demonstrieren. Der SWR berichtete, dass sich laut Veranstaltern etwa 44.000 Menschen versammelten.
In Karlsruhe kamen deutlich mehr Menschen als erwartet. Rund 500 Personen waren angemeldet, laut SWR sprachen Polizei und Veranstalter jedoch von 4.000 bis 5.000 Menschen. Die Demo sei friedlich verlaufen. Auch in Mannheim und Heilbronn fanden Proteste statt.
Bayern
Gegen die gemeinsame Abstimmung von CDU und AfD über Vorhaben in der Migrationspolitik protestierten auch Tausende Menschen in Bayern. Unter dem Motto "Brandmauer brennt. Wir bleiben standhaft" zog eine große Demonstration durch die Innenstadt von Augsburg, wie der BR berichtete. Demnach rechnete die Polizei ursprünglich mit etwa 400 Teilnehmern, doch es kamen 4.500. Die Demonstranten hielten Plakate hoch, auf denen Slogans wie "Nie wieder ist jetzt!" und "Demokratie verteidigen" zu lesen waren. Laut Polizei gab es keine nennenswerten Zwischenfälle.
In Würzburg versammelten sich laut BR 3.800 Menschen zur Aktion "Singen gegen Rechts" in der Innenstadt. Der Zug zog vom Hauptbahnhof durch die Stadt. Abgesehen von wenigen Platzverweisen verlief die Veranstaltung laut Polizei friedlich. Auch in weiteren bayerischen Städten fanden Kundgebungen statt, unter anderem in Bayreuth, Kempten, Memmingen und Passau.
Hessen
An Protesten gegen eine Wahlkampfveranstaltung der AfD beteiligten sich in der südhessischen Stadt Neu-Isenburg weit mehr Menschen als zunächst angenommen. Die Beamten sprachen von rund 9.000 Demonstrierenden.
Es kam zu mehreren Zwischenfällen. Ein Polizist und ein Teilnehmer der Demonstration seien verletzt worden, sagte eine Polizeisprecherin.