
Selenskyj stellt Forderungen an die USA Sicherheitsgarantien Voraussetzung für Abkommen
In einem Interview des Senders NBC hat Selenskyj deutliche Worte an die USA gerichtet. Als Bedingung - sowohl für ein Friedensabkommen mit Russland als auch für ein Wirtschaftsabkommen mit den USA - verlangte er Sicherheitsgarantien.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut deutlich gemacht, dass er keine Friedenslösung akzeptieren werde, wenn sein Land nicht an den Gesprächen für eine solche Lösung beteiligt werde. Auf eine Frage, ob er eine Vereinbarung zwischen den USA und Russland akzeptieren könne, die ohne die Ukraine ausgehandelt wurde, sagte Selenskyj im Interview des US-Senders NBC: "Nein".
US-Präsident Donald Trump hatte am vergangenen Mittwoch ein Telefonat mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin geführt - ohne sich vorab mit der Ukraine oder den Europäern abzustimmen. Im Anschluss erklärte Trump, er habe mit dem Kreml-Chef einen "unverzüglichen" Beginn von Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine vereinbart. Dies weckte Befürchtungen, sowohl die Ukraine als auch die europäischen Partner würden von den Ukraine-Gesprächen ausgeschlossen.
Selenskyj: Russland könnte NATO-Staaten angreifen
Selenskyj pocht zudem auf Sicherheitsgarantien für sein Land - auch im Zusammenhang mit einem möglichen Rohstoffabkommen zwischen der Ukraine und den USA. Eine solche Garantie könnte Selenskyj zufolge die Mitgliedschaft seines Landes in der NATO sein. Dies wäre seiner Darstellung nach die günstigste Lösung für alle Seiten. Die Ukraine brauche Garantien, so Selenskyj. "Worte sind nicht genug."
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hatte in der zurückliegenden Woche gesagt, die US-Regierung glaube nicht, dass eine NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine ein realistisches Ergebnis einer Verhandlungslösung sein könne. Auch Trump hatte sich ähnlich geäußert.
Ohne starke Garantien drohe eine russische Rückkehr in die Ukraine, sagte Selenskyj. Zudem warnte er - unter Verweis auf Geheimdienstinformationen - in dem Interview laut NBC davor, dass Russland auch andere Staaten in Europa angreifen könne. "Es gibt Risiken, dass dies Polen oder Litauen sein könnte, denn wir glauben, dass Putin Krieg gegen die NATO führen wird."
USA wollen sich Rohstoffe sichern
Die neue US-Regierung unter Trump forciert ein Abkommen mit der Ukraine, mit dem sie sich große Teile der ukrainischen Rohstoffe sichern will. Selenskyj hatte den USA einen Partnerschaftsvertrag angeboten, bei dem die Ukraine westliche Waffenhilfe mit Rohstofflieferungen bezahlt. In dem osteuropäischen Land lagern unter anderem große Vorräte seltener Erden.
"Wenn wir keine Sicherheitsgarantien bekommen, dann glaube ich, dass ein Wirtschaftsabkommen nicht funktioniert. Es muss alles fair sein", sagte Selenskyj. Ein Zugriff Russlands etwa auf die in der Ukraine gelegenen Bodenschätze wäre aus seiner Sicht gefährlich. Seltene Erden könnten etwa nicht nur für Mobiltelefone oder Elektroautos genutzt werden, sondern auch zum Bau von Raketen. Wenn Russland die seltenen Erden auf ukrainischem Gebiet kontrolliere, könnte es diese auch den verbündeten Staaten Iran und Nordkorea weitergeben, so Selenskyj.
Ukraine meldet militärische Erfolge
Die Kämpfe zwischen Russland und der Ukraine gehen unterdessen unvermindert weiter. Ein Sprecher der ukrainischen Armee sagte, durch Gegenangriffe der ukrainischen Streitkräfte seien "einige Erfolge" gelungen. Die Armee konnte nach eigenen Angaben das Dorf Pischtschane - nahe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk - einnehmen. Dort befindet sich eine wichtige Kohlemine.
Die russische Armee hatte Pischtschane vor mehr als einem Monat erobert. Der Sprecher der ukrainischen Truppen in der Region teilte mit, die russischen Streitkräfte seien neben Pischtschane auch aus anderen Dörfern in der Umgebung zurückgedrängt worden.
Schwere Kämpfe in Kursk
Beide Seiten lieferten sich zudem erneut schwere Kämpfe in der westrussischen Region Kursk. Der Generalstab in Kiew berichtete von mehreren russischen Angriffen mit Artillerieunterstützung, ohne jedoch konkrete Ortsangaben zu machen. Die ukrainischen Streitkräfte hatten bei Kursk vor wenigen Tagen bei überraschenden Vorstößen neue Geländegewinne erzielt.
Die ukrainische Brigade "Magura" berichtete von einem starken Gegenangriff einer Einheit der russischen Marineinfanterie. Die russische Einheit sei in ein Minenfeld geraten und von einem Drohnenschwarm attackiert worden. Die Online-Zeitung Ukrainska Prawda veröffentlichte dazu ein Video eines Gefechts, das die Zerstörung zahlreicher Panzer auf einem verschneiten Feld zeigen soll. Bericht und Video konnten nicht verifiziert werden.
Die ukrainischen Streitkräfte waren im Sommer des Vorjahres in einer Überraschungsoffensive über die Grenze hinweg auf russisches Staatsgebiet vorgedrungen und hatten Teile der westrussischen Region Kursk besetzt. Russische Einheiten versuchen seitdem, das Gebiet zurückzuerobern.
Heizungsausfälle in Mykolajiw
In der südukrainischen Stadt Mykolajiw fiel nach einem russischen Drohnenangriff laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei 100.000 Menschen die Heizung aus. In der Region Kiew wurden ukrainischen Angaben nach mehrere Häuser beschädigt. Verletzte gab es den Angaben zufolge dort nicht.
Das ukrainische Militär teilte mit, Russland habe in der Nacht mit 143 Drohnen angegriffen. Davon seien 95 Drohnen abgeschossen worden. 46 Drohnen seien von der elektronischen Luftabwehr abgefangen worden.
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Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete